Ökumenischer Kirchenpavillon für die Landesgartenschau in Landau in der Pfalz

 

Für die Landesgartenschau in Landau wurde ein temporärer, freibewitterter Pavillon für die evangelische und katholische Kirche der Pfalz aus Holz entwickelt und errichtet.

Nach Beendigung der Gartenschau sollte der Pavillon noch weitere fünf Jahre von beiden Kirchen bespielt werden. Der Abbau des Pavillons war im Jahr 2020 geplant und wurde so konzipiert, dass alle Teile wiederverwendbar und wieder aufbaubar sind. Entgegen der Absichtserklärung steht der Pavillon aktuell noch immer und wird weiter bespielt. Der Pavillon ist im Grundriss elliptisch und spannt über eine Fläche von 6,48 m x 20,32 m. Die lichte Raumhöhe des Pavillons beträgt 4 m und als Material wurden Brettschichtholzträger aus Douglasie verwendet.

 

Der Entwurf wurde durchgängig empirisch an Modellstudien in verschiedenen Maßstäben entwickelt und besprochen. Angestrebt war eine Entwurfsstrategie, die auf der Grundlage inhaltlicher Problemstellungen der Kirchen, einen innovativen gedanklichen und methodischen Umgang mit dem sakralen Raum ohne christliches Zeichen umsetzbar machten.

Dabei ist das Ziel aus theologischer und architektonischer Sicht nicht nur die bloße Realisierung des architektonischen Entwurfs, sondern vielmehr die Schaffung eines signifikanten Mehrwerts durch eine neue Sichtweise auf den Kirchenraum und damit einhergehend eine neue Anbindung der Besucher an den Kirchenraum. Ebenso die Möglichkeit, den Entwurf flexibel zu nutzen und so neue theologische Ansätze zu überprüfen bzw. entwickeln zu können.

 

Die elliptische Dachkonstruktion des Kirchenpavillons ist aus konstruktiver Sicht anspruchsvoll. Das Haupttragwerk bilden vier räumlich gekrümmte Zweigelenkrahmen aus Stahl-Hohlträgern, die biegesteif mit Brettschichtholzstützen verbunden sind. Oberhalb der Rahmen sind die Dachträger schwertartig aufgelagert. Über dem Altar spannt sich ein drei Meter großes „Opaion“ auf, dessen ringförmiger Stahlrahmen nur an den Dachträgern aufgehängt ist.

Querkräfte, Biege- und Torsionsmomente überlagern sich gleichzeitig, wodurch das Tragsystem nur am räumlich statisch unbestimmten Modell berechnet werden konnte. Die Konzentration an den acht Fußpunkten der Rahmenstiele bewirken hohe punktuelle Beanspruchungen des Baugrundes. Die anspruchsvolle, konstruktive und prototypische Eigenständigkeit sowie die Ausstrahlung des Entwurfskonzeptes haben den Landesbeirat Holz Rheinland-Pfalz dazu bewegt das Projekt zu fördern.

Unter dem Motto „himmelgrün“ boten die Kirchen zur LGS 2015 ein Kultur- und Kirchenprogramm für Menschen jeden Alters, jeder Herkunft und Religion. Interkulturelle und inklusive Schwerpunkte wurden gesetzt. Die Bewahrung der Schöpfung, nachhaltiges Bauen und Leben standen maßgeblich im Mittelpunkt. Es handelt sich bei dem Pavillon um einen Prototyp und ein Forschungsobjekt mit beispielhaftem Charakter für weiterführende Arbeiten. Der Pavillon will die ästhetische Wahrnehmung schärfen und die einzigartige ökologische Wertschöpfungskette Wald-Forst-Holz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die nachhaltige Nutzung als Kirchen- und Kulturraum im Grünen garantiert eine bleibende Öffentlichkeitswirkung.

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