Das Grundstück liegt im Gebiet eines Bebauungsplans, der eine Erschließung von Süden, die Ausrichtung des Gebäudekörpers sowie eine Reihe von textlichen Festsetzungen vorgab. Die Umgebung gibt in diesem Rahmen gleichsam erdrückend zudem das typische, gesichtslose Bild einer Doppel- und Reihenhaussiedlung vor. Hinzu kamen die Wünsche des Bauherrn, der ursprünglich ein „amerikanisches Holzhaus“ als Fertighaus zum Fixpreis erwerben wollte. Neben den strengen preislichen Vorgaben, war deshalb das Zeitlimit für die Realisierung von vornherein auf zehn Monate von November 1999 bis August 2000 festgelegt worden.

Der Ausgangspunkt der architektonischen Überlegungen war, die Vorgaben des Bebauungsplans umzukehren und meist unerkanntes Potential der scheinbar unausweichlichen Festlegung zu entwickeln. Der scheinbar typisch-fixierte Bebauungsplan sollte in einem gänzlich untypischen Baukörper aufgehoben und trotzdem bedient werden.

Beispiele für die Umsetzung dieser abstrakten Idee sind unter anderen die Vorgabe „Holzhaus“, die festlegt, dass nur 75 Prozent der Fassade mit Holz verschalt sein dürfen. Durch die subtrahierten Fensterflächen und den Betonsockel wurde diese Vorgabe erfüllt, durch die Klappläden und die verschalte Haustür aber zugleich der Effekt einer hundertprozentigen Verschalung erzielt, die zwanglos die Fensterflächen mitdefinierte.

Um weiteren textlichen Festsetzungen zu entsprechen und auf die typischen Gauben und Dachflächenfenster zu verzichten, die den Eindruck der strengen Einheitlichkeit des Baukörpers unterbrochen hätten, wurde die Firstrichtung über die kurze Seite des Hauses gelegt und die vorgegebenen Kniestockhöhen variabel interpretiert. Durch den Ausbau von nur 75 Prozent der Grundfläche im Obergeschoss und der damit verbundenen Einhaltung der Regel „Obergeschoss plus Dachgeschoss“ wurde erreicht, dass die Giebelfläche zur maßgeblichen Belichtung herangezogen werden konnte.

Die Innenräume wurden durch die gewählte Obergeschossstrukturierung und den so entstandenen Luftraum sowie den weitgehenden Verzicht auf begrenzende Seitenwände in ein angemessenes Raumgefühl zusammengefasst. In der Wohnqualität verbindet sich dadurch gleichzeitig das Gefühl des Schutzes durch die konsequente Ummantelung des Baus, mit dem Gefühl der Offenheit und Freiheit in den überraschend hohen und hellen Räumen. Die Detailentwicklung von Fensterleibung, Klappläden, Ortgang, Traufe und Ecke versucht auf Standardausführungen zu verzichten und interpretiert alte handwerkliche Lösungen. Die Architektur spricht so mit den vorgegebenen Vokabeln des scheinbar fest definierten Ortes eine neue und lebendige Sprache.

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