Das Institut steht an einer Schnittstelle. Es begleitet die kulturelle Praxis der Kirche durch genaue Wahrnehmung der zeitgenössischen Kunst und Architektur und es organisiert die wissenschaftliche Reflexion von Religion und Ästhetik, Kirche und Kunst.
Ein Schwerpunkt ist der Strukturwandel der Kirche und der Funktionswandel kirchlicher Gebäude. Um diesen baulichen Wandel zu gestalten, aber auch um sich durch die autonome Gegenwartskunst zu anspruchsvollen eigenen Darstellungen inspirieren zu lassen, unterhält die EKD seit 1961 eine Forschungseinrichtung an der Philipps-Universität Marburg.
Hier werden seit 2007 die Ev. Kirchbautage organisiert und gemeinsam mit dem Institut für Kunstwissenschaft in Linz die Zeitschrift kunst und kirche herausgegeben. Ein Präsidium mit Vertretern aus Theologie, Soziologie, Kunst und Architektur unterstützt die Arbeit des Instituts.
Der Institutsdirektor Prof. Dr. Thomas Erne ist Mitglied im Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität. Er bietet Lehrveranstaltungen an in Praktischer Theologie mit dem Schwerpunkt auf religiöse Ästhetik und Kommunikation. Im Institut befinden sich eine Spezialbibliothek zu Kunst, Architektur, Medientheorie und ästhetischer Theorie und eine Auswahl von Fachzeitschriften. Es besteht eine umfangreiche Sammlung von Dias zum Kirchenbau. Zur Erforschung der populären Religion wird die Sammlung von Videos, Videoclips und DVDs weiter ausgebaut.
Das Institut befand sich in einem externen Gebäude welches von der Universität veräußert wurde. Daraufhin mussten neue Räumlichkeiten gefunden werden. In der Alten Uni gab es im Westflügel unter dem Dach die ehemalige Hausmeisterwohnung, die seit Jahrzehnten als Abstellfläche genutzt wurde. Eine Besonderheit in diesem Bereich stellt der im Original erhaltene Karzer dar, der unter Denkmalschutz steht und nicht verändert werden durfte.
Über die ausgiebige Recherche, vor allem im Archiv der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, näherten wir uns der Aufgabe. Wir fanden umfassendes Material zum Gebäude der Alten Universität Marburg, wie z.B. ein Foto des Rektorates von 1905, in welchem die neue Bibliothek des Institutes für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart untergebracht werden sollte. Auf dem Foto interessierten uns die Wandvertäfelung und die Tapeten mit floralem Muster.
Die Aufgabe bestand nun darin für das Institut die vorhandenen Räumlichkeiten zu aktivieren und den Bedürfnissen entsprechend zu verändern. Gleichzeitig galt es der denkmalgeschützten Umgebung gerecht zu werden. Die Art der Umsetzung transformiert das Gefundene in eine eigenständige Architektur, die dem Institut ein neues Zuhause unter einem Dach innerhalb der theologischen Fakultät schafft.